Das Valle Vermenagna ist aufgrund seiner Scharnierlage zwischen der warmen Brise des Mittelmeers und der kühlen Luft der Poebene tief in der Geschichte verwurzelt. Als Grenzgebiet zwischen der Gallia Cisalpina und der Gallia Narbonensis und als orographische Verbindung zwischen den Ligurischen Alpen und den Seealpen war das Tal eine stark von Salzhändlern und Pilgern auf dem Weg nach Santiago di Compostela frequentierte Route. Durch den Bau des Tendatunnels entwickelte sich auch allmählich der Tourismus im Tal.

Der Tunnel wurde 1882 fertiggestellt und 1900 um einen Eisenbahntunnel ergänzt und so verwandelte sich vor allem Limone Piemonte in ein beliebtes und stark besuchtes Urlaubsziel. 1907 wählte die „Ski-Kompanie“ der italienischen Gebirgsjäger den Ort für ihre ersten Skitrainings. In den folgenden Jahrzehnten hat sich das Gebiet allmählich in die heutige Riserva Bianca verwandelt und gehört zu den bedeutendsten Skigebieten der Region.

Das ganze Valle Vermenagna wird von Wanderern sehr geschätzt, denn es lohnt sich, seine wilden Winkel kennen zu lernen und zu durchwandern. Im Val Grande von Vernante, einem östlichen Anhängsel des Schutzgebiets der Seealpen, fasziniert und begeistert der Naturpfad zum Bosco Bandito, auch dank der sorgfältigen Ausschilderung. Ebenfalls in Vernante kann man auf den Saumpfaden der Via di Teit durch Weiler wandern, die von gelebtem Leben erzählen, und die traditionelle alpine Architektur von einst entdecken.

Vernante ist auch bekannt für die Pinocchio gewidmeten Wandmalereien auf den Häusern des Orts. Sie wurden nach den Originalskizzen von Attilio Mussino angefertigt, dem ersten Farbillustrator des Buchs von Collodi und Ehrenbürger Vernantes. Seinem schöpferischen Talent ist auch ein Museum im Ortszentrum gewidmet.

Der Aufstieg von Limone Piemonte durch das Seitental Vallone di San Giovanni zum Pass Colle della Boaria erstaunt und berührt, weil man unerwartet von Almweiden umgeben ist, die zur Alta Via del Sale führen, heute ein Paradies für Wanderer und Zweiradfans. Wer hingegen den Tenda-Pass erklimmt, sollte unbedingt die Rundtour unternehmen, die an den Forts Central, Pepin und Tabourde vorbeiführt. Die faszinierenden Befestigungsanlagen des ausgehenden 19. Jahrhunderts gehörten zur verschanzten Linie von Tenda und befinden sich heute auf dem französischen Grenzgebiet zu Italien.

Im unteren Tal kann man auf dem Wanderweg Sentiero Valerio Tassone in Robilante die uralte Tradition des Esskastanienanbaus mit Händen greifen und zugleich den angenehmen Lehrpfad für Kinder nutzen, der dem Wald und seinen Bewohnern gewidmet ist. Auch ein Besuch des Museo della Fisarmonica (Akkordeonmuseum) und des Museo Ferroviario (Eisenbahnmuseum) sind empfehlenswert.